in den 60iger Jahren war es schwer, gute internationale Musik in Deutschland über das Radio oder TV zu empfangen. Es gab nicht viele Sendungen: Deutscher Schlager, Egerländer und Tango-Orchester beherrschten den Äther. Jazz hatte aber auch seine Ecken.
Löbliche Ausnahmen waren die Sendungen „Musik für junge Leute“ auf NDR und der „5-Uhr-Club“ auf NDR2 mit Henning Venske, Monika Jetter u.m., nicht zu vergessen: Der Beat Club! Aber das waren Nischen. Man ist auf Mittelwelle ausgewichen und hat Radio Caroline, Radio Luxemburg oder Radio Nordsee International gesucht. Wichtig waren auch die englischen Armee-Sender BFBS und BFN sowie AFN-Bremerhaven, wenn man englische oder amerikanische Charts hören wollte.
Der Empfang war oft schlecht. Die Piratensender waren in der Nacht besser zu erreichen. AFN war tagsüber am besten am Deich in Friedrichskoog zu hören. So schwappte erst die Beat-Welle in meine Ohren, dann Rock, Underground
und viel Blues.
Wer dazu gehören wollte musste sich auskennen. Die Zeiten waren sehr Blues- und Rocklastig. Country- und Westernmusik galten als konservativ und wenig progressiv, ähnlich Schlager und Shanty. Wer sich hierzu
bekannte, galt als zurückgeblieben, war politisch abgestempelt und sollte sich doch „gleich auf den LKW setzen und Freddy Quinn hören“. So habe ich es damals empfunden und verinnerlicht.
Ich habe bis heute meine Einstellung zur Country-Musik nicht wirklich überprüft, aber ich weiß: Viele Songs und Interpreten gefallen mir.
Wenn ich dann Sonnabends am Deich saß und AFN mit Wolfman Jack hörte oder die Weekly Top 40, dann kam gleich nach dem TOP 1-Hit der American Country Count Down. Ich konnte nie
widerstehen und habe über Jahre fast wöchentlich diese Sendung gehört. Nashwill, Bluegrass, Honky-Tonk haben sich in meine Ohren geschlichen. Waylon Jennings, Johnny Cash, Willie Nelson, Dolly Parton,
Bobbie Gentry, Glen Campbell, Roger Miller, habe ich gehört. Später dann wurde diese Musik mit der Protest- und Folkwelle populärer. Bob Dylan, Pete Seeger, Woody Guthrie, Linda Ronstadt kamen für mich hinzu.
Die Byrds nahmen mit Gram Parsons ein Country Album auf. Buffelo Springfield, Flying Burrito Brothers, Poco, Eagles und The Outlaws entstanden und immer wieder hörte ich Emmylou Harris und Neil Young mit und ohne Crazy Horse.
County-Rock war geboren und das gefiel mir richtig gut. Selbst die Rolling Stones spielten, inspiriert von Parsons, „Wild Horses„.
Ich entdeckte dann Cajun und Tex-Mex für mich, dem Country-Pop mit seinen Stars kann man heute kaum mehr ausweichen. Die brasilianischen Varianten „Sertanejo“ und „Forro“ nerven mich allerdings fürchterlich.
Bis heute bin ich kein Experte für diese Musik, mit Inhalten habe ich mich kaum auseinandergesetzt, aber bei jedem neuen Album von den Dixie Chicks, The Mavericks, Tom Petty und nicht zuletzt Bonny Rait oder
Emmylou Harris kann ich nicht widerstehen. Jede Preisvergabe für neue „Americana“ verfolge ich interessiert. Neue Bands wie First Aid Kit aus Schweden oder The Common Linnets finde ich Klasse.
Ich fürchte, ich bin ein Country-Fan ohne Seppelhut!
Für die Links auf dieser Seite für Firefox YouTube Unblocker nutzen. Diese Seite wird noch ergänzt …
Kommentar verfassen